Prof. Dr. Rolf Oberliesen

FORSCHUNG- und ENTWICKLUNGSPROJEKTE

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Projektname/-kürzel: Entwicklung und Evaluation eines integrierten Studiengangs Arbeitslehre an der Universität Bremen (IFA)
www.arbeitslehre.uni-bremen.de
Projektleitung: Prof. Dr. Rolf Oberliesen (iaab, Uni Bremen)
Projektmitarbeiter: Dr. Jörg Schudy (iaab, Uni Bremen)
Projektpartner: HD PD Dr. Klaus Bönkost (iaab, Uni Bremen)
Prof. Dr. Hartmut Fröleke (iaab, Uni Bremen)
Dr. Ulrich Graf (iaab, Uni Bremen)
HD Dr. Heinz-Dieter Schulz (iaab, Uni Bremen)
Gefördert durch: Senator für Bildung und Wissenschaft, Universität Bremen
Förderzeitraum: 10/1995 - 7/2001

Forschungsziele / Forschungsaufgaben

Das zentrale Forschungsziel besteht in der Entwicklung und Evaluation eines integrierten Lehrerausbildungsstudiengangs Arbeitslehre mit den fachlichen optionalen Vertiefungsgebieten „Technologie“ und „Haushalts- und Ernährungswissenschaften“. Folgende Forschungsschwerpunkte sind mit diesem Projekt intendiert:
  • Entwicklung- und Erprobung eines 8 Semester umfassenden Lehrgebiets „Integrierte Arbeitslehre“ unter besonderer Berücksichtigung der Neugestal­tung von wissenschaftlich geleiteter Fachpraxis.
  • Entwicklung und Erprobung von entsprechenden Ordnungsmitteln, insbeson­dere Studienplänen, Studienordnungen und Entwürfen für Prüfungsordnungen (und Übergangsprüfungsordnungen) im Rahmen der bestehenden und neuen Lehrerprüfungsordnung für das Land Bremen (LPO 1999).
  • Evaluation der Konzeption des integrierten Studiengangs im Kontext der Aner­kennungspraxis der Lehrereinstellung in anderen Bundesländern.
  • Entwicklung von Empfehlungen für die 2. Ausbildungsphase der Lehrerbildung im Land Bremen.

Verortung des Projektes in der Forschung und Entwicklung

Die Entwicklung und Erprobung des integrierten Studiengangs Arbeitslehre ist auf dem Hintergrund der Entwicklung des Faches bzw. Lernbereichs Arbeits­lehre in der BRD und speziell im Lande Bremen zu sehen. Nach den Empfehlungen des Deutschen Ausschusses für das Erzie­hungs- und Bil­dungswesen zur Arbeitslehre von 1964 und je­nen der KMK von 1969 begann die schulische Implementati­onsphase eines Lehr-/ Lernbereichs, der die SchülerInnen auf die Anforderungen der modernen Arbeits- und Wirtschaftswelt vorbereiten sollte. Die schulisch-organisatorische, didaktische und curriculare Entfal­tung der Arbeits­lehre, die zunächst nur für die SchülerInnen der Hauptschule vorgesehen war, konn­te und musste an Un­terrichtsfächer anschließen, die in der Volksschule bereits eta­bliert waren. Als Ergebnis dieser Phase konnte in der ersten Hälfte der 70er Jahre lediglich ein zwischen diesen Akteuren erzielter minimaler Konsens herausgearbeitet werden. Dieser be­zog sich u. a. auf die grundsätzliche curriculare Verankerung einer Hinfüh­rung zur Arbeits- und Wirtschaftswelt sowie einer vorberuflichen Bildung im Bildungskanon der allgemeinbildenden Schule, auf die konstitutiven In­haltsbereiche der Arbeitslehre (Wirtschaft, Technik, Arbeit/Beruf), auf die partielle Verbindung von Allgemein- und Berufsbildung durch die Verbin­dung von Theorie und Praxis im Un­terricht. Im Kontext dieser Sachlage und den diver­gierenden bildungspolitischen Vor­stellungen in den einzelnen Bundeslän­dern hinsichtlich der zukünftigen Arbeitslehre entstanden vor allem Kon­zeptionen, die die Arbeitslehre weitgehend als Koopera­tions­verbund der alten Fächer gestalteten, während in Berlin, Hessen und Bayern die curriculare Entwick­lung eines Faches Arbeitslehre bzw. Polytechnik vorangetrieben wurde. Diese uneinheitliche Realisierung der Arbeitslehre in den Ländern der Bun­des­republik ist bis heute erhalten geblieben, wenngleich sich der An­teil derjenigen Bundesländern inzwischen erweitert hat, die das Angebot eines Faches Arbeitslehre favorisieren bzw. realisieren (z.B. Berlin, Brandenburg, Bremen) oder die Entwicklung die­ses Faches vorerst zumindest in be­stimmten Schulformen ermöglichen (z.B. Nord­rhein-Westfalen und Ham­burg in den Gesamtschulen).

Der gegenwärtige Entwicklungsstand der schulischen Arbeitslehre im Land Bremen ist vor allem bedingt durch die seit 1979 vorangetriebene und am 23.05.1989 durch die Bremische Bürgerschaft beschlossene Ein­führung des 10. Pflichtschuljahres im Bildungsgang der Hauptschule. Für diese auf Integration der Bildungsgänge der Se­kundarstufe I zielende Reform der Hauptschule wurde am 23.02.1990 eine neue Stun­dentafel erlassen, die ein Fach Arbeitslehre vorsieht, das die bisherigen Einzel­fä­cher des Lernbereichs integrieren soll.

Die universitäre Lehrerausbildung anbetreffend, wurde mit Beginn der 90er Jahre sei­tens der senatorischen Behörde ein neues Lehrerausbildungskonzept gefordert, das diesen Ansprüchen eines weiterentwickelten Lernbereiches in den Schulen im Land Bremen entspricht. Die bis dahin gültigen Studiengänge der Arbeitslehre in Bremen (Arbeitswissenschaft / Technologie, Arbeitswissenschaft / Textilwissenschaften, Ar­beitswissenschaft / Haushalts- und Ernährungswissenschaften) bildeten eher die bis dahin gewachsenen traditionellen Fächerstrukturen ab. Nach einem kontroversen Diskurs der senatorischen Behörde und der Universität über die Möglichkeiten, Chan­­­cen und Probleme eines integrierten Studienkonzepts wurde mit ausdrücklicher Zustimmung der Bildungsdeputation eine sechsjährige Entwicklung und Evaluation eines integrierten Studienfaches Arbeitslehre im Rahmen eines 60 SWS umfassen­den Studiums vereinbart (3/1994), das ein den neueren Anforderungen des Lernbe­reichs Arbeitslehre (unter besonderer Berücksichtigung des Landes Bremen, aber auch der Entwicklung in den anderen Bundesländern) entsprechendes theoretisches Grundmodell entwickeln und zugleich dessen Realisierung über einen Studiendurch­gang erproben und evaluieren sollte.

Forschungsmethoden

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt umfasst insbesondere die grundlegende wissenschaftstheoretische Begründung eines auf der zentralen Kategorie Arbeit ba­sierenden inhaltlichen Konzepts einer integrierten Lehrerausbildung Arbeitslehre ei­nerseits. Anderseits wurden im Sinne eines Handlungsforschungsansatzes mit ver­schiedenen beteiligten Gruppen wie Studierenden, HochschullehrerInnen, Praxis­leh­rerInnen, FachleiterInnen des Landesinstitut für Schule sowie weiteren Lehrer­In­nen aus der Schulpraxis im Diskurs mit dem Ausbildungsausschuss des Landes Bremen entsprechende Ordnungsmittel entwickelt und evaluiert. Dem Forschungsteam kam hierbei die Rolle der Prozessbegleitung zu. Verschiedene quantitative und qualitative Instrumente und Untersuchungsstrategien kamen hier zum Einsatz, z.B. Befragung der Studierenden (schriftliche Befragung, Interviews), empirische Erhebung von Da­ten aus den Ministerien der Bundesländer (Anerkennung von Studienleistungen) als auch Anhörungen von ExpertInnen.

Arbeitsplan / Arbeitsschritte

Phase I (10/95-9/98)
  • Entwicklungsplanung, Erarbeitung eines Evaluationskonzepts.
  • Erschließung einer theoriegeleiteten konzeptionellen Basis eines integrierten Lehr- und Studienbereichs Arbeitslehre.
  • Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes der Revision der wissenschaftlich gelei­teten Fachpraxis, Entwurf einer 1. Studienordnung und alternativer Studien­verlaufs­mo­del­le sowie entsprechende Lehrangebote und Entwurf einer Übergangsprü­fungsordnung.
  • Erarbeitung eines Zwischenberichtes an den Akademischen Senat der Universität Bremen.
Phase II (10/98-9/02)
  • Evaluation der erarbeiteten und erlassenen Ordnungsmittel (Prüfungsordnungen nach der neuen LPO 1999) und den damit korrespondierenden Studienordnungen und Studienverlaufsplänen.
  • Evaluation des Lehrangebots und der Lehrangebotsplanungen auf der Basis der Rahmenbedingungen der Hochschulentwicklungsplanung.
  • Datenerhebung in den Bundesländern (Akzeptanzanalyse).
Phase III (10/02-7/01)
  • Auswertung der Evaluationsergebnisse und Datenerhebungen in den Bundeslän­dern.
  • Beratung eines Konzepts für die 2. Phase einer integrierten Lehrerausbildung Ar­beitslehre.
  • Summative Evaluation, Erstellung eines Abschlussberichtes an den Akademischen Senat, Uni Bremen

Ergebnisse

In einem Zwischenbericht wurden erste Detailergebnisse (4/1999) an den Akademischen Senat, Uni Bremen vorgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren entsprechende Übergangsstu­dien- und -prüfungsordnungen (erlassen durch die senatorische Behörde, 3/98) für Studierende, die ihr Studium vor dem WS 99/00 begonnen haben, entwickelt. Im Rahmen der neuen LPO wurde eine Prüfungsordnung für das integrierte Studienfach „Arbeitslehre“ mit den optionalen Schwerpunkten „Technologie“ und „Haushalt- und Ernährung“ erlassen (1999) und die entsprechende Studienordnung mit den Studien­verlaufsplänen durch den Rektor der Universität genehmigt. Die senatorische Behör­de stellte nach den vorliegenden Evaluationsberichten in Absprache mit der Univer­sität die Zulassung zu den bisherigen Studienfächern ein. Für die zweite Phase wur­de durch das Landesinstitut für Schule auf der Basis der Empfehlungen der Evalua­tions­gruppe ein integriertes Ausbildungskonzept entwickelt für das ab 10/2002 erst­mals ReferendarInnen zugelassen werden. Die Ergebnisse der Bremer Forschungs- und Entwicklungsarbeit zur integrierten Lehrerausbildung wurden anschließend in anderen Bundesländern mit Konzeptionen einer integrierten Arbeitslehre (z. B. in Branden­burg, Berlin und Hamburg) fachlich diskutiert.

Veröffentlichungen

Oberliesen, Rolf: Integrierte Lehrerausbildung Arbeitslehre an der Universität Bremen als Regelmodell, In: GATWU-Forum, H.2, 2001, 21-23.

Schudy, Jörg: Lehrerausbildung für das "Lernfeld Arbeit" (Bremen). In: Arbeit und Technik in der Schule, 9. Jg. (1998), H. 6, 354-357.

Schudy, Jörg: Modellstudiengang "Integriertes Fach Arbeitslehre". In: Schudy, J. (Hrg.): Arbeitslehre 2001: Bilanzen - Initiativen – Perspektiven, Baltmannsweiler 2001.

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